Fronleichnam in Wallenfels

Fronleichnam ist für die Bürger von Wallenfels und für das Umland seit Jahrhunderten eine Besonderheit. In der Stadt an der Wilden Rodach wird seit Generationen eine Tradition gelebt, die deutschlandweit ihresgleichen sucht. Dabei ist sie auf das Engste mit einem leidvollen Kapitel der Wallenfelser Geschichte verbunden, denn das Fahnenschwingen auf der Schwedenbrücke geht auf eine Legende aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück. Gar auf ein von König Ludwig II. verliehenes Privileg können sich die männlichen Wallenfelser berufen, wenn sie das Allerheiligste in Uniformen des bayerischen Heeres begleiten. In seiner bunten Pracht ist das Brauchtum bis heute ein absolutes Besuchermagnet.

An Fronleichnam ist bereits morgens um 5.00 Uhr der erste Böllerschuss vom Leutenberg zu hören. Schon am Abend zuvor marschieren der Tambourzug und der Musikverein den Prozessionsweg ab und kündigen mit dem Zapfenstreich die Prozession das große Fest am nächsten Tag an.

Pünktlich um 5.30 Uhr ziehen die Trommler dann mit ihrem Weckruf wieder durch die Stadt, um anschließend zusammen mit dem Musikverein um 7.45 Uhr den Bürgermeister, den Schwedenleutnant und den Schwedenfähnrich von zu Hause abzuholen und zum Rathaus zu geleiten. Hier erfolgt zunächst die Ehrung der langjährig an der Prozession teilnehmenden Soldaten und Musiker.

Der Schwedenfähnrich trägt dann die Schwedenfahne aus dem Rathaus, wechselt mit den übrigen Vereinsfahnen den Fahnengruß und reiht sich zusammen mit den anderen in die Kirchenparade ein, die vom Pfarrer und allen Messdienern am Rathaus abgeholt und zur Stadtpfarrkirche St. Thomas geleitet wird. Nach einem kurzen Gebet beginnt die eigentliche Prozession. Sie ist eine „Demonstration“ des christlichen Glauben: Der Leib des Herren „Fronleichnam“ wird durch die Straßen der Stadt vorbei an vier Altären getragen.

Auf dem Weg zum 3. Altar hält die Prozession an der Schwedenbrücke inne. Hier erfolgt nun der Höhepunkt: Das Schwenken der Schwedenfahne. Mit der Zeremonie wird an den Mut der Wallenfelser erinnert, die 1634 gegen schwedische Truppen bei Kronach gekämpft hatten. Einer Legende nach soll die Ehefrau des gefallenen Wallenfelser Fähnrichs dessen Fahne unter dieser Brücke versteckt haben. Für den Schwedenfähnrich unserer Tage, jeweils der jüngste Stadtrat, ist die Zeremonie eine heikle Angelegenheit: Der Stoff darf sich nämlich nicht verheddern, sonst droht der Überlieferung nach Krieg. Nach geglückter Zeremonie betritt der Geistliche die Schwedenbrücke und erteilt der Stadt und ihren Bewohnern mit der Monstranz den Segen. Dazu singen die Gläubigen drei Strophen des „Wallenfelser Liedes“. Bei der Strophe „An Fronleichnam und am Umgang, ...“ kullert so manche Träne der Rührung.

Im Anschluss feiern die Gläubigen nebenan auf dem Platz der früheren „Bergschneidmühle“ den Gottesdienst mit Eucharistie, was die Wallenfelser und ihre Gäste daran erinnert, dass im Zentrum nicht Uniformen und Fahnen, sondern der gelebte christliche Glaube steht.  

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