Wissenswertes über die Flößerei

Flößergemeinschaft Wallenfels e. V.

Am 27.11.1982 wurde die Flößergemeinschaft Wallenfels e. V. gegründet. Zweck des Vereins ist es, die Flößerei in der Stadt Wallenfels zu erhalten, zu fördern und zu unterstützen. Damit soll die Tradition der Flößerei als eine die Ortsgeschichte prägende Zunft aufrechterhalten werden.

Gleichzeitig soll unter den Mitgliedern die Heimatverbundenheit gefördert und durch Pflege von Brauchtum und Volksgut die örtliche Gemeinschaft gestärkt werden. In erster Linie war daran gedacht worden, den Beruf, mit dem unsere Vorfahren ihr Brot verdienten, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Erst in zweiter Linie sah man eine Werbung für den Fremdenverkehr und für die Stadt Wallenfels.

Aufbau der Touristenflößerei

Beim ersten landkreisweiten Flößertreffen 1968 in Marktrodach wurde die Idee zu einer Schaufloßfahrt geboren. Der damalige Landrat Dr. Emmert war Feuer und Flamme und sagte seine Unterstützung zu. Ehemalige Flößer haben sich mit dem ehemaligen Floßherren Josef Müller-Zeiner zusammengetan, das Floßholz geschlagen und die Floße gespannt. Zur 50-Jahrfeier der Frankenlust am 12.07.1969 wurde eine Schaufloßfahrt durchgeführt. Ca. 4 - 5 tausend Personen säumten die Floßstrecke. Es war ein großer Erfolg. Durch diesen Erfolg ermutigt, wurden in der Folgezeit jeweils zu besonderen Tagen Schaufloßfahrten durchgeführt. Die Wallenfelser Sägewerke spendeten das erforderliche Floßholz. Die Altflößer bauten unter den neugierigen Augen der Jugend die Kuppeln zusammen. Josef Müller-Zeiner, Lorenz Köstner, Josef Köstner-Schmied, Andreas Buckreus, Josef Köhlmann-Spezi und Harry Müller hatten maßgeblichen Anteil beim Aufbau der Flößerei. Auch die damaligen Landräte Dr. Emmert und Dr. Köhler haben sich für unsere Sache enorm eingesetzt.

Im Jahre 1977 führten der damalige Landrat Dr. Köhler und Bürgermeister Müller-Zeh erste Gespräche über die Durchführung von Schaufloßfahrten auf der Wilden Rodach. In den nachfolgenden Jahren ging es mit der Flößerei stetig aufwärts, so dass verschiedene Baumaßnahmen und Anschaffungen notwendig waren. So wurden auf der 5 km langen Floßstrecke zwischen Schnappenhammer und Wallenfels neue Wehre gebaut, bzw. wieder instandgesetzt. Es wurden neue Floße gebaut. Außerdem wurde von der Stadt, unter finanzieller Unterstützung der Flößergemeinschaft, das Flößerhaus gebaut, um den Gästen ausreichende Umkleidemöglichkeiten zu bieten.

Rechtliche Grundlagen der Flößerei

Bei der Ausübung der Touristenflößerei sind wir an die Auflagen des Wasserrechtsbescheides gebunden, der im Einvernehmen mit Naturschutz, Fischereiberechtigten und Triebwerksbesitzer erstmals im Juni 1996 vom Landratsamt für die Dauer von 5 Jahren erlassen worden ist. Danach sind jährlich in der Zeit vom 01. Mai bis 30. September jeweils 15 Floßfahrten genehmigt. Hierbei dürfen bis zu 23 Floße zum Einsatz kommen. Damit Floßwasser angestaut werden kann, darf ein bestimmter Pegelstand nicht unterschritten werden. Durchschnittlich nehmen etwa 500 Gäste an unseren Floßfahrten teil. Es kommen Gäste aus Nah und Fern, ja aus ganz Europa, da die Floßfahrten in dieser Form in ganz Deutschland einmalig sind.

Rodach in Flammen

Nach fünfjähriger Abstinenz fand 1997 erstmals wieder das Fest „Rodach in Flammen“ statt. Hier wird bei Einbruch der Dunkelheit eine Fackelfloßfahrt durchgeführt. Das Brillantfeuerwerk mit anschließender Illumination der umliegenden Höhenzüge verfehlt seine Wirkung nicht. Rodach in Flammen ist eine der bekanntesten und beliebtesten Veranstaltungen des Frankenwaldes.

Die Flößer arbeiten ehrenamtlich

Um die Floßfahrten durchführen zu können, werden jeden Samstag ca. 40 - 50 aktive Flößer benötigt. Sämtliche Arbeiten werden ehrenamtlich geleistet. Als einzigen Lohn gibt es nach getaner Arbeit eine Brotzeit mit Freibier im Flößerkeller. Hier wird das Flößerlatein gesponnen und die Kameradschaft gepflegt. Denn nächsten Samstag heißt es beim 1. Wehr wieder „in Gotts Noma“ und im Zielhafen „ein Feuedunnekeil unserem Herrgott“ für eine unfallfreie Fahrt. Die Floße sind 16 m lang. Auf einem Floß können zwischen 20 und 25 Personen (je nach Gewicht) Platz nehmen. Beladen bringt es ein Floß auf ca. 5 - 6 to. Mit Mut, Geschick und Muskelkraft wird das Floß mit dem Floßhaken gesteuert, damit es nicht am Ufer aneckt oder liegen bleibt. Das Floß ist schneller als das Wasser. Aus diesem Grund müssen die Wehre mindestens 10 - 15 min. vor dem Start geöffnet werden. Nur dann kann die Floßstrecke ohne Anzuhalten bewältigt werden. Wir durchfahren 6 Stauwehre. Die Flößergemeinschaft Wallenfels hat derzeit 184 Mitglieder, von denen rund ein Drittel aktiv sind.

Geschichte der Flößerei

Wallenfels stellte eines der Zentren der Flößerei im Frankenwald dar. Die Flößerei begann in der Mitte des 12. Jahrhunderts und endete nach dem 2. Weltkrieg. Über 800 Jahre war dieser Beruf Arbeit und Brot für viele Familien und hat dabei einen besonderen Menschenschlag geprägt. „Es hot Freiwasse!“ Mit diesem Ruf begann im zeitigen Frühjahr die harte Arbeit der Floßknechte. Nun wurden in den schneebedeckten Gründen die Stämme zu „Kuppeln“ zusammengefügt. Diese wurden mit Mut und Geschick ins Heimatdorf geflößt und dort aufgestapelt. Danach erfolgte die Zusammenstellung der Böden, die schließlich unter der Anteilnahme der ganzen Ortschaft mit lautem „Hau Ruck“ und „Feuedunnekeil“ zu Wasser gingen. Von der Wilden Rodach über die Rodach ging die Floßreise zum Main, wo in Bischberg die Böden zu einem gewaltigen Mainfloß zusammengezimmert wurden. Ein solches Floß war ca. 100 m lang und 8 m breit. Es umfasste ca. 400  Festmeter Holz. Danach ging es weiter bis Mainz. Hier wurden die Rheinfloße zusammengestellt. Diese waren so gewaltig (ca. 4.000 Festmeter Holz), dass sie von zwei Schleppern gezogen werden mussten. Ein ganzer Wald schwamm auf dem Rhein. Holz aus dem Frankenwald wurde bis an die Nordsee geflößt. Es ist eine Tatsache, dass die Stadt Amsterdam teilweise auf Holzpfählen aus dem Frankenwald gebaut worden ist.

Die Flößer waren arme Leute. A Häusla mit an Acker, zwa Küh und a poor Säu, zu größerem Reichtum reichte es wohl selten. Der sprichwörtliche Flößerhumor war ebenso Tatsache wie die Trinkfreudigkeit und Trinkfestigkeit. Verbunden mit dieser Herzensfröhlichkeit war ein starkes, aus dem Beruf verbundenes Gottvertrauen. Vor jeder Reise nahmen die Flößer ihre Mütze ab und sprachen ihr „in Gotts Noma“.

Verfasst: Heinz Ring, Flößergemeinschaft Wallenfels e. V.

Überarbeitet: Peter Hänel

Bei Rückfragen: 09262/94512

Wallenfels, 04. Juni 2004